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1. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 42

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
42 Vi. Friedrich der Erste, Barbarossa. Im Frühling 1189 brach das deutsche Kreuzheer von Regensburg auf, an seiner Spitze der Kaiser und sein zweiter Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben; der älteste Sohn, König Heinrich, blieb als Reichsverweser zurück. Durch das griechische Reich, das mit Waffengewalt zu Verträgen gezwungen werden mußte, und über die kahlen Hochflächen Kleinasiens, fortwährend im Kampfe mit den Türken, ging der Zug unaufhaltsam bis an die Südküste Kleinasiens und war somit schon an der Schwelle des heiligen Landes angelangt. Da ertrank der siebzigjährige Fürst in den reißenden Fluten des Kalykadnns oder Saleph (10. Juni Ihm) 1190); fern im Orient ist er bestattet worden. Den Deutschen in der Heimat war es unfaßlich, daß der Kaiser, dessen gewaltige Persönlichkeit und gebietende Machtstellung jedes patriotische Herz mit Stolz erfüllt hatte, so plötzlich aus ihren Augen verschwunden war; lange Zeit wollte man nicht an seinen Tod glauben, und auch jetzt noch lebt Barbarossa in den Sagen und Liedern des deutschen Volkes. Das Kreuzheer wurde von Herzog Friedrich weiter geführt. Nach dem Eintreffen von Verstärkungen aus Deutschland beteiligte er sich an der Belagerung des festen Akkon, vor dessen Mauern er dem ^Fieber erlag. Erst nach vielen Stürmen gelang die Eroberung, an der die Könige von Frankreich und England mitwirkten. Das war das ganze Ergebnis des großen Zuges, denn den ferneren Kämpfen, in denen sich der tapfere Richard Löwenherz von England mit Saladin maß, blieb ein Erfolg versagt. F. Kaiser ßcmrtcb der Sechste (1190—1197). Die überraschende Rückkehr Heinrichs des Löwen brachte den jungen Erben der Krone in eine schwierige Lage, da sofort der Krieg in Sachsen wieder ausbrach und alle Unzufriedenen in dem alten Welfen ihren Schutzherrn sahen. Eine große Fürsten-verschwörnng, an deren Spitze Heinrich der Löwe stand und die vom Papste begünstigt wurde, war dem Ausbruch nahe. Mehrere Versuche, erledigte Reichsämter für den König einzuziehen, mißglückten, und ebenso wenig vermochte Heinrich, der in Rom die Kaiserkrönung erreicht hatte, das normannische Erbland seiner Gemahlin in Besitz zu nehmen. Da wurde der englische König Richard Löwenherz, der auf der Rückreise vom Kreuzzug dem österreichischen Herzog in die Hände gefallen war, von diesem dem Kaiser ausgeliefert; diese wertvolle Geisel, den Schwager Heinrichs des Löwen, wußte der Kaiser zur Sprengung der Verschwörung und zur Unter-

2. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 86

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
oo Xvii. Die Jungfrau von Orleans. Er war nun mächtiger als sein Lehnsherr, der König von Frankreich, und dieses Mißverhältnis wuchs noch, als die englischen Könige durch Heirat und Erbschaft große Gebiete Süd-srankreichs gewannen, so daß der französische König im Norden und Süden von ihnen bedroht werden konnte. Dies veranlaßte den König Philipp Ii. Augustus von Frankreich die Abwesenheit des Königs Richard Löwenherz von England, der am 3. Kreuzzug teilnahm und dann in deutsche Gefangenschaft geriet (s. Vi E, F), zur Eroberung der Normandie zu benutzen. Den Nachfolger Richards, Johann ohne Land, nötigte Philipp zur Anerkennung dieses Verlustes; der schwache König, der sich soweit erniedrigte, seine Krone vom Papste Innocenz Iii. zu Lehen zu nehmen, wurde dann durch die unbotmäßigen englischen Großen zur Bewilligung der Magna charta libertatum (1215) gezwungen, eine Urkunde, in den die Königsmacht zugunsten des Adels und der hohen Geistlichkeit beschränkt wurde, die aber auch dem Bürgerstande sichere Rechte verlieh; sie ist der ©rundstem für die spätere englische Verfassung (Konstitution) geworden. Von nun an wuchs die Macht Frankreichs fint Süden Europas, während England die Oberherrschaft über Schottland und Irland zu erwerben suchte. Die französischen Könige Ludwig der Heilige, der zwei Kreuzzüge nach Nordafrika unternahm (s. Vd), und Philipp der Schöne, der das Papsttum zur Übersiedlung nach Avignon zwang (s. Xiii A), übten großen Einfluß in Italien aus, unterstützt von dem verwandten Königshause der Anjous in Neapel, und Hinderten die Versuche der Kaiser, die. deutsche Vorherrschaft aufrecht zu halten. Das Aussterben der geraden Linie der Kapetinger und die Thronbesteigung des nächst verwandten Hauses Valois (1328) riefen einen hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England hervor, dessen tatkräftiger König Eduard Iii. für die Erbrechte seiner Gemahlin, einer französischen Prinzessin, eintrat. In den Schlachten bei Er sey (1346) und Pottiers (1356) besiegt, mußte Frankreich die Normandie wieder herausgeben. Das verstümmelte Land Hätte sich in friedlichen Zeiten wieder emporringen können, aber unaufhörliche Zwiste und Bürgerkriege ließen es nicht zur Ruhe kommen. Diese Verhältnisse suchte der junge englische König Heinrich V. zu benutzen. Nach Erneuerung des Krieges siegte er entscheidend bei Azincourt (1415) und benutzte die Streitigkeiten der französischen Großen so geschickt, daß nach seinem frühen Tode

3. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 90

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
90 Xvii. Die Jungfrau von Orleans. die Eidgenossen zu führen und glaubte, mit der stolzen Ritterschaft und dem großen Söldnerheere, die er heranführte, einen leichten Sieg über die armen Gebirgsbewohner davonzutragen. Aber in den Schlachten bei Gr an so n und Murten (1476) erlitt er schwere Niederlagen; ja die kühnen Schweizer verfolgten ihn nach Lothringen, und vor Nancy (1477) verlor er gegen sie Schlacht und Leben. Da er keine Söhne hinterließ, zog der von einer großen Sorge befreite französische König alle französischen Besitzungen des toten Herzogs als erledigte Lehen ein. V. franhretcb und 6ngland am Husgang des jmittelalters. Durch Überwindung der schweren Gefahren, die Frankreich von außen bedrohten, war das französische Königtum auch innerlich erstarkt. Die großen Lehnsherrschaften waren beseitigt, alle Bewohner Frankreichs fühlten sich als Bürger des Staates und als unmittelbare Untertanen des Königs. Der Staatshaushalt war geordnet, regelmäßige Steuern sorgten für seine Bedürfnisse; ein stehendes Heer erhöhte die Sicherheit des Landes; die Macht des Königs war fast unbeschränkt. So waren die französischen Könige in der Lage, wohlgerüstet in die Geschicke Europas einzugreifen. Während des jahrhundertlangen Kampfes mit Frankreich hatten die englischen Könige in die Ausgestaltung der Konstitution (s. A) und dadurch in so manche Beschränkung der Königsmacht willigen müssen, um die für vte Kriegführung nötigen Gelder bewilligt zu erhalten. Neben dem Könige stand das Parlament, das sich in das Oberhaus (Haus der Lords), den hohen weltlichen und geistlichen Adel, und in das Unterhaus (Haus der Gemeinen), die Vertreter des niedern Adels und einiger Städte, gliederte. Art die Genehmigung des Parlaments waren die wichtigsten Maßregeln der Regierung gebunden, ja auch die äußere Politik des Königs wurde durch die Volksvertretung beeinflußt. So hatte sich hier frühzeitig ein konstitutioneller Staat entwickelt, der später den festländischen Staaten als Vorbild diente. Zunächst aber waren die Kräfte Englands erschöpft, nicht nur iburch den unglücklichen Ausgang des Krieges mit Frankreich, sondern auch durch einen 30 jährigen greuelvollen Thronstreit zweier Linien des Königshauses der Plantagenets, den man den Krieg der roten Rose (Lancaster) und der weißen Rose (Jork) nennt. Erst als bei seiner Beendigung ein neues nationales Königshaus, die Tudors, auf den Thron gelangt war, das die Volkskraft und des Landes Wohlstand zu heben der-

4. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 132

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
132 Xxv. Königin Elisabeth von England. den wichtigsten Provinzen die Statthalterwürde bekleidete, nahm eine sehr einflußreiche Stellung ein, die sich mitunter zu monarchischem Ansehn steigerte. Xxv. Königin Ghfabetb von Sngland. A. König Fjeumcb der Hebte. Unter dem nationalen Königshause der Tudors (s. Xvii D) hatte sich England rasch von den Verlusten erholt, die ihm der ungünstige Verlauf des französischen Kriegs und die Kämpfe der beiden Rosen zugefügt hatten. Der zweite Tudor, Heinrich Viii. (1509—1547) benutzte die fast unumschränkte Macht der Krone zur Losreißung Englands vom Papsttum. Dazu veranlaßte ihn nicht etwa der Anstoß an den Irrlehren Roms, hatte er diese doch selbst in einer Schrift gegen Luther zu verteidigen gesucht, auch nicht die Entrüstung über die zahlreichen Mißbräuche und Schäden der Kirche, sondern eine ganz persönliche Angelegenheit, nämlich der Wunsch, von seiner Gemahlin Katharina von Aragonien geschieden zu werden. Nun war Katharina die Tante Karls V., und die Scheidungsfrage war von den Beziehungen abhängig, die zwischen diesem und dem Papste bestanden. Als beide Häupter der Christenheit nach vorübergehender Entzweiung sich eng verbündeten, hatte der englische König keine Aussicht mehr, seinen Herzenswunsch erfüllt zu sehen. Rasch entschlossen und gestützt auf Gutachten des Parlaments und der englischen Universitäten zerschnitt er das Band, das England mit Rom verband; er erklärte sich selbst für das Oberhaupt der englischen Kirche und verlangte von allen Geistlichen die eidliche Anerkennung dieser Neuerung. Darauf folgte die Scheidung von Katharina und eine neue Ehe. Den naturgemäßen Weg, sich der deutschen Reformation anzuschließen, verschmähte der König aus Haß gegen Luther und versteifte sich darauf, die katholische Kirchenlehre festzuhalten; nur die Klöster wurden aufgehoben und ihr ungeheurer Besitz vom Könige eingezogen. Mit furchtbarem Despotismus suchte Heinrich seiner unnatürlichen Kirchenschöpfung Festigkeit zu geben, und seiner blutigen Tyrannenlaune fielen als Opfer bald die treuen Katholiken, die vom Papste nicht abfallen wollten, bald die überzeugten Evangelischen, die Heinrich als Ketzer verfolgte. Auch zwei seiner Gemahlinnen und seine treuesten Diener mußten das Schafott

5. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 136

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
136 Xxvi. König Heinrich der Vierte von Frankreich. E. 6nglands Hufblühen. Die umsichtige, tatkräftige und erfolgreiche Politik, durch die Elisabeth ihres Volkes Freiheit und Zukunft gesichert hatte, gaben ihr das höchste Ansehn, so daß sie die Regierung fast unumschränkt führen konnte; auch ihre Härte gegen die Kalvinisten und ihre Launenhaftigkeit vermochten es nicht, die große Verehrung zu erschüttern, die sie bei ihren Untertanen genoß. Ein gewaltiger Aufschwung zeigte sich auf allen Gebieten des Volkslebens. Der Unternehmungsgeist, der in dem Kampfe mit Spanien geweckt worden war, kam dem englischen Handel zugute, der nunmehr die Abhängigkeit von der Hansa völlig abschüttelte und auf allen Weltmeeren heimisch wurde. Entstand doch damals die Ostindische Kompagnie, und ging man doch schon daran, an der Ostküste Nordamerikas eine englische Kolonie zu gründen, die zu Ehren der „jungfräulichen Königin" den Namen Virginia empfing. Neue Gewerbe entwickelten sich, und vor allem blühte die Landwirtschaft, auf welcher der Wohlstand des Landes damals beruhte. In allen Kreisen der Bevölkerung herrschte Behäbigkeit und behagliche Lebensführung. Daß dabei auch das geistige Leben Englands einen hohen dluffchwnng nahm, beweisen die Namen der großen Dichter (Shakespeare) und Gelehrten, die das Zeitalter Elisabeths hervorbrachte. Die große Königin starb in ihrem siebzigsten Lebensjahre. Die Ordnung der Nachfolge, die man ihr überlassen hatte, war bis zu ihren letzten Lebenstagen ganz ungewiß; kurz vor ihrem Hinscheiden bestimmte sie zum Nachfolger ihren nächsten Verwandten, König Jakob von Schottland, den Sohn ihrer Todfeindin. Damit bestieg das Haus Stuart den englischen Thron. Durch Vereinigung der Kronen von England und Schottland auf einem Haupte entstand damals das Reich Großbritannien. Xxvi. König Betnricb der Vierte von Frankreich. A. König franz der Grftc von franhmeb. Schon früher hatten französische Könige Ansprüche auf Neapel und Mailand gemacht, ohne jedoch dauernde Erfolge erringen zu können. Erst der junge, ritterliche Franz I. (1515 bis 1547) nahm Besitz von Mailand und behauptete es in dem Ränkespiel um die Vorherrschaft in Italien, bei dem Kaifer

6. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 137

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Xxvi. König Heinrich der Vierte von Frankreich. 137 Maximilian so wenig Erfolg hatte (s. Xxi C). Als dieser starb, hoffte Franz die deutsche Krone für sich zu erwerben; aber seine günstigen Aussichten, die er durch Bestechung unterstützte, scheiterten an der habsburgtreuen Gesinnung der meisten Kurfürsten, vor allem Friedrichs des Weisen von Sachsen. So ward der junge König von Spanien als Karl V. zum Kaiser gewählt (s. Xxi D). Zwischen beiden Nebenbuhlern entbrannte nun ein Kampf, der mehrere Jahrzehnte währte. Außer um Italien handelte es sich um die burgundische Erbschaft (s. Xvii 0); der Kaiser warf dabei die kriegerische Kraft Deutschlands sür die Zwecke Habs-burgs in die Wagschale. Gegen Frankreich entschied die Schlacht bei Pavia (s. Xxid), und auch der Friede von Crepy (s. Xxiii B), der dem vierten und letzten Kriege zwischen den beiden Königen ein Ende machte, ließ das Übergewicht in Italien und den Besitz der burgundischen Niederlande bei den spanischen Habsburgern. Aber nicht vergeblich hatte Franz I. diese Kriege geführt, nicht vergeblich' hatte er jeden Feind Habsburgs, der sich ihm darbot, bald den Papst, bald den türkischen Sultan, als Bundesgenossen begrüßt; die kriegerische Macht Frankreichs hatte sich entwickelt, und es war in ehrenvoller Weise die Aufgabe Frankreichs gelöst worden, als „Soldat Europas" gegen die freiheitfeindliche spanische Weltmacht anzukämpfen. Ohne diese Kriege hätte Karl V. den Sieg des Evangeliums in Deutschland verhindern können. Greifbare Früchte dieses Kampfes erntete Franzens Sohn und Nachfolger Heinrich Ii.; als sich Kurfürst Moritz gegen Karl V. erhob (f. Xxiii C), fielen dem französischen Könige durch Verständigung mit den verschworenen Fürsten die Bistümer Metz, Toul und Verdun zu. Metz wurde gegen Karl V. tapfer verteidigt, und auch der mehrjährige Krieg gegen Philipp Ii. endete trotz mehrerer Niederlagen der Franzosen nicht zu deren Ungunsten. B. Die Rugcnottcnkricgc. Inzwischen hatte auch in Frankreich die kirchliche Reformation begonnen. Von Genf aus, in der Form des Kalvinismus (s. Xxii D), faßte sie besonders in Südfrankreich festen Fuß, wo ihr vornehmlich das begüterte und gebildete Bürgertum der Städte zufiel. Den Hugenotten (verstümmelt aus Eidgenossen), wie man die französischen Kalvinisten nannte, waren die Könige feindlich gesinnt, aber nicht nur ein hervorragender Feldherr Frankreichs, der Admiral Coligny, sondern auch

7. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 138

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
138 Xxvi. König Heinrich der Vierte von Frankreich. das Fürstenhaus der Bourbonen, das den Königen nahe verwandt war und damals schon im Königreich Navarra herrschte, schloß sich dem kalvinischen Bekenntnis an. Ihm gegenüber stand das ehrgeizige Haus der Herzöge von Guise an der Spitze der katholischen Partei und forderte die Ausrottung der Ketzer. Nach dem Tode Heinrichs Ii. regierten nacheinander drei, seiner Söhne, die sämtlich starben, ohne Erben zu hinterlassen. Die Regierungsgewalt lag meist in den Händen der Königswitwe Katharina von Medici, einer Florentinerin, die durch ein Schaukelspiel zwischen Bourbonen und Guiseu sich 'die Regentschaft über ihren zweiten Sohn, den noch minderjährigen Karl Ix., zu sichern suchte. Aber die Guisen führten durch das Blutbad von Vassy (1562) den Ausbruch eines verheerenden Bürgerkriegs, der sogenannten Hugenottenkriege, herbei. Am Schlüsse des dritten dieser Kriege (1570) konnte man auf eine lange Friedenszeit hoffen. Den Hugenotten war eine beschränkte Religionsfreiheit gewährt worden; die Häupter der Guisen sowohl wie der Bourbonen waren im Kampfe geblieben; König Karl Ix. suchte selbständig zu regieren. Eine vollständige Versöhnung der Parteien sollte die Vermählung seiner Schwester Margarete von Valois mit dem jugendlichen Bourbonen Heinrich, dem König von Navarra, herbeiführen. Dieser, ein Südsranzose, war ein lebhafter, ritterlicher Fürst, sorglos und den Vergnügungen ergeben. In Paris fand die Hochzeit statt. Tausende von Hugenotten waren zur Teilnahme an den Festlichkeiten nach der Hauptstadt geströmt, und im ganzen Lande begrüßte man die Vermählung des jungen Fürstenpaares als Verheißung einer schönen Zukunft. Da ward in fluchwürdiger Weise ein furchtbarer Umschwung herbeigeführt. Katharina von Medici ertrug es nicht, daß ihr Einfluß auf den König, ihren Sohn, dahin geschwunden war; voll bitteren Ingrimms sah sie, wie dieser mehr und mehr den Ratschlägen Colignys sich zuneigte, der ihn für Wiederaufnahme des Kampfes gegen die spanischen Habsburger zu gewinnen suchte; durch einen Mordanschlag gedachte sie den verhaßten Nebenbuhler hinwegzuräumen, und als dies Unternehmen mißlang, schritt sie zum Äußersten. Im Verein mit Heinrich von Guise, den das Emporsteigen der Bourbons erbitterte, gelang es ihr, den kränklichen König mit Angst vor einer angeblichen Verschwörung der Hugenotten zu erfüllen und ihm die Genehmigung zu einem vernichtenden Schlage zu entreißen. Mit Hilfe der wild erregten Bürgerschaft von Paris kam es so zu der Blut-bochzeit oder Bartholomäusnacht (24. August 1572),

8. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 32

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
o2 V. Die Kreuzzüge. Sieger durch die vom Blute triefenden Straßen zur Kirche des heiligen Grabes, in der sie sich voll Andacht niederwarfen und fromme Lobgesänge erschallen ließen. C. Das Königreich Jerusalem. Um Zwistigkeiten zu verhüten, wählten die Fürsten aus ihrer Mitte den tapferen und hochgesinnten Gottfried von Bouillon, den Herzog von Niederlothringen, zum Herrscher des eroberten Gebiets. Er aber nahm in edler Bescheidenheit nur den Titel „Beschützer des heiligen Grabes" an, und erst sein Bruder und Nachfolger Balduin nannte sich König von Jerusalem. Das neue Königreich, das Palästina umfaßte und mit dem auch noch einige Grafschaften, z. B. Antiochien, in Verbindung standen, erwies sich als eine künstliche Schöpfung, die nur durch ununterbrochenen Nachschub und Beistand aus dem Abendlande aufrecht gehalten werden konnte. Immer aufs neue suchte der Islam, besonders von Ägypten aus, sich des Landes zu bemächtigen, und die neue Königsmacht war nicht stark genug, um im Innern des Landes die vielfach sich bekämpfenden Stände, die in Nachahmung eines abenblänbifchen Lehnsstaates sich ge-bilbet hatten, nieberzuhalten. Als Stützen des Reiches bewährten sich vornehmlich die italienischen Seestäbte Genua, Pisa, Venebig. Sie vermittelten nicht nur die Herbeiführung immer neuen Zuzugs aus dem Abenblanbe, fonbern auch den Austausch von Waren und hatten bavou selbst den größten Vorteil. Für die Abwehr der Feinde sorgten die Ritterorden, in denen sich eine Verbindung des Mönchtums mit dem Rittertum darstellt; beim der Eintretend verpflichtete sich nicht nur auf die brei Möuchsgelübbe, fonbern übernahm auch den Kampf gegen bte Ungläubigen. So entftanb der Iohanniterorben (schwarzer Mantel, weißes Kreuz), der später nach 'Rhobus, noch später noch Malta verlegt würde; ferner der meist aus Franzosen bestehertbe Templerorb en (weißer Mantel, rotes Kreuz), der im Westen Europas eine ganz gewaltige Entwicklung nahm, ungeheuren Besitz und großen politischen Einfluß gewann, bis er durch eine Verbinbung zwischen dem Papst und dem König von Frankreich unterbrückt würde; zuletzt entftanb bei Orben der Brüber vom beutscheu Hause, der Deutschherrenorben (weißer Mantel, schwarzes Kreuz), der seine Wirksamkeit rechtzeitig nach den Küsten der Ostsee verlegte (s. Xv A). Er führte

9. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 48

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Viii. Das deutsche Rittertum. Sein ritterlicher Halbbruder Manfred hielt das staufische Banner m Süditalien aufrecht; er behauptete sich als König und führte eine glorreiche Regierung, auf die alle Ghibellinen Italiens mit froher Hoffnung blickten. Aber umsonst warb er um die Gnade des Papstes, der geschworen hatte, das Haus der Hohenstaufen auszurotten. Als Lehnsherr des Mischen Reiches verlieh es der Papst an den französischen Prinzen Karl von Anjou, der mit einem großen Ritterheere und reichen Geldmitteln heranzog, sich das Reich zu erobern. In der Schlacht bei Ben event (1266) suchte und fand Manfred den Tod, als er seine Sache verloren sah. Der harte Sieger verteilte die Beute an feine Franzosen und richtete den Lehensstaat wieder auf. Mit unmenschlicher Härte ließ er die Familie Manfreds im Kerker verschmachten und verfolgte alle Anhänger der Staufen. Ihren Hilferufen vermochte der jugendliche Konradin, der Sohn Konrads Iv., nicht zu widerstehen. Mit dem Erlöse aus den legten, ihm verbliebenen Stammgütern rüstete er ein Heer aus, das von den Ghibellinen Italiens freudig begrüßt wurde. In Rom zog er als Sieger ein, aber in der Schlacht bei Tagliacozzo (1268) ging sein Stern unter; auf der Flucht verraten und ergriffen, ward er, der gekommen war, das Erbe seiner Väter zurückzufordern, als Landfriedensbrecher verklagt und auf Befehl des grausamen Königs zu Neapel verurteilt und hingerichtet. Ein Lieblingssohn Friedrichs Ii., der schöne und ritterliche Enzio (d. i. Heinz), schmachtete bis zu feinem Tode in der Gefangenschaft der Stadt Bologna, und Friedrichs Tochter Margarete, die sich durch die Flucht ihrem unwürdigen Gatten Albrecht von Thüringen entzogen hatte, starb in Armut und Verlassenheit. So erlosch jammervoll das Haus der Hohenstaufen, das so viele hochbegabte und hochstrebende Fürsten hervorgebracht hatte. Die Beharrlichkeit, mit der sie die Hoheit des Kaisertums vertraten und an der Herrschaft über Italien festhielten, war für Deutschland nur zum Urtheil ausgefallen und brachte ihnen selbst ein trauriges Ende. Viii. Das deutsche Rittertum. Zum Kriegsdienst zu Pferde (Ritter = Reiter), durch den sich seit Heinrich I. die Vasallen des Königs auszeichneten, waren auch die Ministerialen (s. Iii A) zugezogen worden, und alle

10. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 30

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
oo V. Die Kreuzzüge. Hunderts Palästina erobert hatten. Aber unerträglich wurde der Zustand, als der rohe türkische Stamm der Seldschuken sich der heiligen Stätten bemächtigt hatte; diese wurden entweiht und geplündert, die Pilger gebrandschatzt, mißhandelt, getötet. Die nach dem Abendlande gelangenden Nachrichten über diese Gewalttaten entzündeten um so größere Erbitterung, als die Christenheit schon an verschiedenen Orten angefangen hatte, die an den Islam verloren gegangenen Gebiete zurückzuerobern, z. B. die kaftilische Ritterschaft gegenüber den Mauren in Spanien und die abenteuerlustigen Normannen gegenüber den Sarazenen in Sizilien. So wuchs denn mächtig der Gedanke, es sei an der Zeit, durch einen gewaltigen Kriegszug des Abendlandes das heilige Land der Gewalt der Ungläubigen zu entreißen; wandernde Prediger, wie der Einsiedler Peter von Amiens, entflammten allerwärts die Gemüter für diese große Aufgabe der Christenheit; Hilferufe des griechischen Kaisers gaben den letzten Anstoß. Die Führung in diesem großen Kriegszuge mußte unzweifelhaft dem römischen Kaiser zufallen und hätte ihm sicher großen Zuwachs an Macht und Ehren gebracht. Da war es nun ein Verhängnis, daß der damalige Träger der Kaiserkrone, Heinrich Iv., sich im Banne des Papstes befand und so zeitweilig außer stände war, an die Spitze eines Unternehmens zu treten, das die ganze Christenheit des Abendlandes umfassen sollte. Mit rascher Entschlossenheit bemächtigte sich sein gewandter und rücksichtsloser Gegner Papst Urban Ii. der Leitung. Während der unglückliche Kaiser, von allen Seiten umstellt, tatenlos in einem Winkel Nord-Italiens festgehalten wurde (s. Iii E), förderte der Papst das große Unternehmen, aber erst auf der Synode zu Clermont (1095) ward dieses gesichert, als unter dem Rufe „Gott will es" Taufende, darunter viele Fürsten und zahllose Ritter, sich zur Beteiligung verpflichteten und als Zeichen dieser Verpflichtung sich das rote Kreuz auf die rechte Schulter heften ließen (daher Kreuzfahrer, Kreuzzüge). ß. Der erste Kreuzzug. Die Fürsten, welche den Kreuzzug unternahmen, waren großenteils Germanen der Herkunft und auch dem Namen nach, z. B. Herzog Gottfried von Niederlothringen, sein Bruder Balduin, Graf Robert von Flandern, Graf Raimund von Toulouse und die italienischen Normannenfürsten Bohemund und Tankred; der Sprache und der Bil-
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